Es macht Spaß, etwas Kreatives miteinander zu schaffen
3 Fragen an Ulrike Gemein, Grundschullehrerin in einer iPad-Klasse
Was können iPads in der Grundschule leisten? Wie reagieren Kinder, wenn sie den ganzen Tag digitale Geräte zur Verfügung haben? Und was haben Lehrkräfte davon, wenn sie ihren Unterricht umstellen? Wir haben Ulrike Gemein gefragt, die seit vielen Jahren iPad-Klassen unterrichtet. Hier sind ihre Antworten im Praxis-Check.
Was können digitale Medien in der Grundschule leisten?
Grundschullehrer*innen stehen heute vor der Aufgabe, einer Vielzahl von Kindern mit unterschiedlichem Entwicklungs- und Kenntnisstand passende Unterstützung anzubieten. Die Spanne an Voraussetzungen wird immer weiter und es wird immer schwieriger, nicht den pädagogischen Blick auf die förderungsbedürftigen Kinder zu verlieren. Hier können differenzierte digitale Übungsmaterialien eine große Hilfe sein. Und auch Lehrkräfte werden dort entlastet, wo sie mit dem „trocken Brot“ des alltäglichen Lehrer*innendaseins zu tun haben: Fehlerkorrekturen, differenzierte Übungsangebote mit Audio (z. B. Laute hören und zuordnen) usw. Wenn intelligente Software ihnen diese Aufgaben erleichtert, können sie wieder stärker ihre eigentliche Rolle als Lernbegleiter*innen und Pädagog*innen wahrnehmen. Besonders sinnvoll ist der Einsatz der Tablets beim Erstellen von digitalen Produkten (z. B. E-Books, Präsentationen und Filmen) Hierdurch können auch schon Grundschulkinder so genannte “4K- Kompetenzen” (kritisches Denken, Kreativität, Kommunikation und Kollaboration) entwickeln. Davon ganz abgesehen macht es allen Beteiligten Spaß, weil die iPads viele Möglichkeiten bieten und den Unterricht bereichern.
Ist es nicht schlecht, wenn Kinder schon so früh auf Tablets fixiert sind?
Am ersten Schultag haben die Kinder die iPads bekommen und es war der totale Hype. Am zweiten Tag auch noch. Als ich dann angekündigt habe, dass wir jetzt jeden Tag damit arbeiten werden, wurde es ganz schnell ruhig. Mittlerweile liegen die iPads da, und die Kinder ignorieren sie. Es ist nicht so, dass sie die ganze Zeit davon abgelenkt sind. Sie legen sie meistens zur Seite, damit sie mehr Platz auf dem Tisch haben.
Vereinzeln die Kinder nicht, weil sie nur noch über ihrem iPad hängen?
Ganz im Gegenteil. Es macht ihnen Spaß, etwas Kreatives miteinander zu schaffen, in Kleingruppen. Darüber hinaus machen sie ja nach wie vor vieles auf Papier. Wir arbeiten mit Lernzeitplänen — da sind immer Übungen auf dem iPad dabei und welche im Buch. Die Kinder gehen da ganz unterschiedlich vor: Manche machen erst alles auf Papier, dann in der App, andere wechseln sich ab. Da hat jedes Kind seine Vorlieben. So lernen sie, was sie auch später mal brauchen, denn sie werden digital arbeiten, aber sicher nicht ausschließlich. Die Mischung macht’s.